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Als wir mit unserer Solidaritätsarbeit für unsere Freundin Latife begonnen haben, dachten wir, es sei einfach, die Medien für ihren Prozess zu interessieren. Handelt es sich bei Latife doch um eine im politischen Leben der Stadt Wuppertal bestens vernetzte Frau, die auch abseits der politischen Arbeit „mitten im Leben steht“, wie gerne gesagt wird. Durch ihr bekanntes Geschäft, in dem auch schon örtliche Medienvertreter*innen regelmäßig eingekauft haben oder durch ihre Arbeit mit Behinderten ist Latife eine bekannte und bei vielen beliebte Persönlichkeit. Hinzu kam, dass wir uns nicht vorstellen konnten, dass sich Medien die seltene Gelegenheit entgehen lassen würden, einen Menschen, der sich durchaus plötzlich und unerwartet mit einer §129-Anklage wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ konfrontiert sieht, persönlich zu sprechen und über seine Geschichte zu berichten. Allzu oft kommt es schließlich nicht vor, dass Betroffene nicht für sehr lange Zeit in der Untersuchungshaft verschwinden und auch noch zu Gesprächen mit Pressevertreter*innen bereit wären.

Wir haben uns geirrt.

Weder die Dimension des Verfahrens, dass einem gefährlichen Präzedenzfall gleichkommt, weil unserer Freundin tatsächlich kein einziger konkreter Tatvorwurf gemacht wird, und das deshalb zu einer Bedrohung für alle politisch Aktiven werden könnte, noch die indirekt auf das ganze Verfahren einwirkenden Entwicklungen in der AKP-Türkei oder die persönliche Last, die auf Latife liegt, haben zu einem Interesse der Medienöffentlichkeit geführt.

Außer einem skandalösen Auftaktbericht der „Lokalzeit“ des Wuppertaler WDR-Studios und einigen wenigen Berichten auf Websites findet das Verfahren beinahe ohne jede Anteilnahme der Öffentlichkeit statt – insgesamt, aber auch in Wuppertal. Würden wir, als „Freunde und Freundinnen von Latife“ den Prozess nicht begleiten und über ihn berichten, würde Latife möglicherweise ungeachtet der Absurdität der Vorwürfe völlig unbemerkt aus dem Leben der Stadt verschwinden. Immerhin droht ihr nach wie vor eine Verurteilung zu einer mehrjährigen Haftstrafe.

Wir mussten erfahren, dass die stigmatisierende Wirkung des Tatvorwurfs und sicherlich auch direkte politische Vorgaben der Verlage und Redaktionsleitungen stärker sind als das Interesse an Rechtsstaatlichkeit oder an einem engagierten Menschen, der fragwürdigen deutsch-türkischen Beziehungen geopfert werden soll. Wir geben die Hoffnung jedoch natürlich nicht auf, dass sich das noch ändert und die hier verlinkten Presseartikel bis zum Ende des Prozesses doch zahlreicher werden.

Für Presseanfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung und wir vermitteln auch gerne ein Gespräch mit unserer Freundin Latife oder mit ihren Anwälten.

E-Mail: latifes-freundinnen [at] txtxtxt.de
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Presseberichte zum Verfahren gegen Latife: